Backup Steam Locomotive
2010 | Atoll | Essen / Kulturhauptstadt
Kurator: Nobert Bauer, Dr. Ume Rüth, Prof.Dr.M. Schneckenburger, Dr.Gabriele Uelsberg
Visualisierung: R.H.
In the course of 2 years of development work, a meeting with the physicist Dr. Oliver Knauff from the Cologne ECG GmbH led to a radical technical development. A new world patent is able to develop hydrogen as energy more directly from solar cells. This eliminates the need for a second supply island with Solardish and Stirling engine.
Under the locomotive there is a collecting basin with drain grids, in which all rainwater dripping from the locomotive is cleaned by oil separators.
Im Zuge der 2 jährigen Entwicklungsarbeit kam es durch die Begegnung mit dem Physiker Dr. Oliver Knauff von der Kölner ECG GmbH zu einer radikalen technischen Weiterentwicklung. Ein neues Weltpatent ist in der Lage den Wasserstoff als Energie unmittelbarer aus den Solarzellen zu entwickeln. Somit entfällt die Notwendigkeit der zweiten Versorgungsinsel mit Solardish und Stirlingmotor.
Unter der Lok befindet sich eine Auffangwanne mit Abflussgittern, in denen das gesamte Regenwasser, das von der Lok abtropft durch Ölabscheider gereinigt wird.
design sketch
The train will be fixed in a steal frame construction Most of the complex construction is placed under the water surface. Counterbalances in the cube are needed for the balance. Several boom supports floating short above the ground will protect an overset of the object in case of a heavy storm.
Konstruktionsskizze
Die Lok wird in einem Stahlrahmen gefasst. Die komplexe Konstruktion befindet sich unterhalb der Wasseroberfläche. Gegengewichte in dem Kubus balancieren die Skulptur aus. (Vergleichbar einem Kiel bei Segelbooten) Zusätzlich verfügt die Konstruktion über weit auskragende Ausleger, deren Füße dicht über dem Seegrund schweben. Sie verhindern bei Orkanböen ein Durchkentern der Skulptur.
backup
Katalogtext überarbeitet 2.10.2010 von R.H.
„Wahrnehmung ist eine lautlose und eine zeitlose Disziplin.“
(Adorno)
Mit einer Vielzahl von historischen, gesellschaftlichen und letztlich auch örtlichen Bezügen wartet die Idee von Rolf Hinterecker auf: .
Auf einem schwimmenden Ponton sollte im Winkel von ca. 38 ° eine umgedrehte Dampflokomotive errichtet werden. Der Entwurf sah vor, dass die Sonne die Energie liefert, um die sinnlos gewordenen, in die Luft ragenden Räder, temporär zu bewegen und einen Pfiff auszulösen.
Rolf Hinterecker zu seiner Projektidee: „Die Skulptur einer 'schwimmenden' Dampflok auf einem Naherholungssee ruft äußerst vielschichtige Assoziationen ab. Die Begegnung zwischen einem historischen Symbol der Arbeitswelt, der Schwerindustrie und dem 'playground' der Freizeitgesellschaft, erzeugt Fragen zur Geschichte und den Visionen der Region.
Hinterecker nimmt auch Bezug zur auf dem Rücken liegenden Dampflok von Wolf Vostell („La Tortuga“, Berlin 1988, heute Theater Marl ) − und damit den Schulterschluss zu den konzeptionellen Wurzeln von Bauers Prinzip eines auf den öffentlichen Raum ausgerichteten Kunst-Arbeitens. Bezieht Vostell jedoch seine Lok auf die Geschichte Berlins und nutzt die Metapher der umgedrehten, hilflosen Schildkröte als Bild einer erstarrten, deutschen Gesellschaft, so deutet Hinterecker seine aufstrebende, an statische Grenzen reichende Skulptur, als Symbol der Industrierevolution mit der hieraus erfolgten Globalisierungswelle.
Der schmerzliche Strukturwandel - der längst noch nicht abgeschlossen ist - findet nicht zuletzt in der Lokomotive das Bild einer Sehnsucht, die bei einer kritischen Betrachtung weit mehr als den Ruß auf der Wäsche in den Vorgärten und der Staublunge des Heizers hinterfragt. Das einfache Leben dieser Epoche war untrennbar verbunden mit sozialer Ausbeutung, Arbeiteraufständen, Krieg und einem Proletariat, dem der Zugang einer angemessenen medizinischen Versorgung, Bildung und sozialem Aufstieg verwehrt war.
Der Verweis auf die heute in doppelten Sinne „fossile“, aber zu ihrer Zeit -revolutionäre, das Ruhrgebiet prägende Dampf-Kraft hätte auch hinsichtlich der ortsbezogen-historischen Bezüge kaum schlüssiger platziert werden können als auf dem aufgestauten Energiereservoir Baldeneysee: Gut hundert Jahre vor der Einweihung des künstlichen Sees setze ganz in der Nähe der Industriepionier Friedrich Harkort am Kupferdreher Deilbach die erste Eisenbahn auf die Schiene. Sie „unterlag“ 1835 dem Dampfbetrieb der Konkurrenz Nürnberg-Fürth um nur wenige Monate. Und eine weitere Flussbiegung stromaufwärts betrieb Franz Dinnendahl in Essen-Rellinghausen seine Maschinenfabrik. Auch er steht als Erfinder für die beziehungsreiche Historie, die in Hintereckers Bildidee gewürdigt wird: 1803 montierte er die erste serienreife Dampfmaschine auf dem europäischen Kontinent, die den Ruhrbergbau in seiner industriellen Form mit tiefen Schächten unterhalb des Grundwasserspiegels erst möglich machte.
Die Idee eines himmelwärts gewendeten 'Monsters' dass zischend auf einer Insel des Baldeneysees zwischen Paddelbooten und Windsurfern dümpelt, schafft auch ein subtiles, provozierendes Bild, mit Bezug zur aktuellen Klimadiskussion. Das Versprechen des "blauen Himmels über dem Ruhrgebiet" wird hier postum zur neuen Realität. Demonstriert wird vordergründig der Paradigmenwechsel von fossilen Brennstoffen zu regenerativen Energien. Die Assoziationen, die sich hinter dieser Metapher verbergen, implizieren jedoch komplexere, ganzheitliche Untersuchungen und einen offenen interdisziplinären Exkurs.
Bei den Recherchen zu einer Plausibilitätsstudie, um eine 40t schwere Dampflokomotive in einem Winkel von ca. 38° auf einem Schwimmponton zu errichten und sie mit Energie zu versorgen, involvierte Hinterecker ein Netzwerk von Ingenieuren und Wissenschaftlern. Vorgespräche mit Dipl.-Ing. Bernhard Milow vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Frau Prof. Dr. Angelika Heinzel vom ZBT in Duisburg zeigten zahlreiche Lösungsoptionen auf. Hierbei stellte sich heraus, dass die statischen und energietechnischen Probleme weitaus geringer einzuschätzen waren, als die mechanischen Prämissen der Lok. Auch die konnten Dank der Erfahrungen des Ing. Büros R. Langeloth grundsätzlich gelöst werden.
Im Zuge der zweijährigen Entwicklungsarbeit kam es durch die Begegnung mit dem Physiker Dr. Oliver Knauff zu einer radikalen technischen Weiterentwicklung. Ein neues Weltpatent der Kölner ECG GmbH ist in der Lage den Wasserstoff als Energie unmittelbarer aus den Solarzellen zu entwickeln.
Das Ergebnis der Plausibilitätsstudie und somit eine machbare Umsetzung fielen positiv aus. Darüber hinaus gab es bereits eine realistische Kaufoption für eine entsprechende Dampflokomotive. Eine Realisierung des Projekts wurde aus finanziellen Aspekten verworfen.