Jürgen Röhrig artigart.de zur Ausstellung "Hierarchien" von Rolf Hinterecker
Aus der Tiefe betrachtet wächst der zwölf Meter hohe Glasturm zum Licht. Die Kellersohle des ehemaligen Pumpwerks in Siegburg ist die Basis, dort steht auch der kleine Wassertank, dessen Inhalt durch transparente Schläuche nach oben gepumpt wird, per Sonnenenergie, um in Kaskaden wieder nach unten zu fließen - ein Kreislauf. Der Blick nach oben ins Licht, durch viele Glasscheiben, Aquarien, Reagenzgläser, Phiolen, Trinkgläser, auch Scherben und anderen Bauteilen mehr, ist ein flirrendes Erlebnis. Die massiven Betonwände des alten Wasserspeichers verlieren scheinbar ihr Gewicht, die Gitter im Boden sind entfernt, der lichtdurchflutete Turm hat nichts Lastendes. Obwohl er unten schmale 30 mal 40 Zentimeter misst und nach oben hin immer breiter wird, also eine statisch gegenläufige Figur zeigt.
„Hierarchien“ betitelt Rolf Hinterecker sein Werk im Haus des Kunstvereins Rhein-Sieg. Das bezieht sich ebenso auf die im Nebentrakt inszenierten Bilder und Bildobjekte: Fotogramme von Wurzeln, kurz „Wurzelgramme“, und übermalte Fotos von Landschaften. Wer angesichts des gläsernen Turms und seinem Wasserkreislauf an die Erforschung natürlicher Prozesse gedacht hat, findet sich vor den Arbeiten mit Naturfotos bestätigt: Offenbar experimentiert der Künstler mit seinen Reaktionen und Zugriffen auf Pflanzen, Wasser und Landschaftsraum, stellt ästhetisch Kontakt her zu unseren Lebensgrundlagen.
Dabei spricht die Laborsituation zunächst von Distanz, von der Objektivität des Forschers, der das Lebendige zergliedert, auflöst und analysiert. Was im Reagenzglas gelandet ist, atmet nicht mehr. Doch löst sich dieses Labor nicht selbst auf? Die Einrichtung wuchert, sie sprengt die Grenzen trockener Sachlichkeit und wächst ins Fantastische. Kein verrückter Wissenschaftler war hier am Werk, das wäre Klamauk, nein: Hier geht es um das Wiederaufleben des natürlichen Wachstumsprozesses aus künstlerischem Antrieb.
„Als Künstler suche ich Formen zwischen phantastischen Erzählungen und philosophischen Analysen“, sagt Rolf Hinterecker (Jahrgang 1951), der in jungen Jahren neben seiner künstlerischen Ausbildung auch Soziologie studierte und das Handwerk des Kunstglasers erlernt hat. Das fließt zusammen in seiner Siegburger Ausstellung, und dazu kommt seine Beschäftigung mit Positionen von Biologen, die sich mit (vermeintlichen) natürlichen Hierarchien beschäftigt haben. Der Renaissancephilosoph Charles de Bouelles skizzierte, so schildert Hinterecker, 1509 in seinem „Tractatus de nihilo“ eine „stufenförmige Anordnung unbelebter und belebter Natur vom anorganischen Gestein über organische Pflanzen und Tiere bis zum Menschen“. Da stand die „Krone der Schöpfung“ immer noch oben, wie im Mittelalter. Doch bekanntlich änderte sich das im 19. Jahrhundert mit Charles Darwin, nicht nur wegen der menschlichen Verwandtschaft mit Affen, sondern auch, weil Darwin Pflanzen eine Form von Intelligenz zuschrieb. Das bestätigen neuere Forschungen; der Künstler bezieht sich auf den Botaniker Stefano Mancuso, einer der Wissenschaftler, der tradierte hierarchische Vorstellungen kritisch in Frage stellt.
Während die gläserne Installation solche Einsichten (und hier sind es nicht nur metaphorische) erleben lässt, zeigen die Übermalungen eine andere Art des Eingriffs in Naturszenerien. Das schwarz-weiße Foto ist eine Zuwendung aus Interesse und eine Abstraktion. Die damit verbundene Distanz des „Objektivs“ überspielt Hinterecker im nächsten Schritt mit Stift, Pinsel und Farbe. Er nähert sich den Pflanzen und ihrem Raum, er reagiert gestisch auf ihre Formen, spürt den Strukturen von Ästen und Stämmen nach wie den Wolken am Himmel. Markierungen und Farbbahnen: Höchst emotional ist dieser Zugriff, der von Bewunderung spricht und nicht von Überhebung.
Was kann wachsen aus den Bildern der Natur, das ist Hintereckers genuin künstlerische Frage. Dahinter stünden dann die philosophischen: Was können wir ästhetisch lernen, wie verbinden wir uns neu mit der Natur? Zunächst: Sichtbar ist im Pumpwerk auch, dass aus Wurzelgrammen Reliefs werden können, Bildobjekte durch Einschnitte und Auffaltungen entstehen. Die Szene im Guckkasten erlaubt einmal mehr Durchblicke.
Mitten aus dem Arbeitsprozess am gläsernen Turm in Siegburg schrieb mir Rolf Hinterecker eine kurze Mitteilung: „Es wächst und wächst“. Das sagt doch eigentlich alles.
Text by Jürgen Röhring on the Exhibition ‘Hierarchies’ by Rolf Hinterecker in the Pumping Station in Siegburg
Seen from the depths, the twelve-metre-high glass tower grows towards the light. The basement floor of the former pumping station in Siegburg is the foundation, where the small water tank is also located, the contents of which are pumped upwards through transparent hoses using solar energy to flow back down again in cascades – a cycle. The view upwards into the light, through many glass panels, aquariums, test tubes, vials, drinking glasses, even shards and other components, is a shimmering experience. The massive concrete walls of the old water reservoir seem to lose their weight, the grids in the floor have been removed, the light-flooded tower has nothing that feels heavy. Although it measures a narrow 30 by 40 centimetres at the bottom and gets wider and wider towards the top, thereby creating an opposing structural figure.
Rolf Hinterecker has entitled his work at the Kunstverein Rhein-Sieg ‘Hierarchies’. This also applies to the pictures and pictorial objects staged in the neighbouring wing: Photograms of roots, ‘rootgrams’ for short, and overpainted photos of landscapes. Anyone thinking of the glass tower and its water cycle as an exploration of natural processes will find themselves confirmed by the works encompassing nature photographs: The artist is evidently experimenting with his reactions and approaches to plants, water and landscape space, making aesthetic contact with the foundations of our lives.
The laboratory situation initially speaks of distance, of the objectivity of the researcher who dissects, dissolves and analyses living things. What has ended up in the test tube no longer breathes. But doesn’t this laboratory dissolve itself? The facility proliferates, breaking the boundaries of dry objectivity and growing into the fantastic. No mad scientist was at work here, that would be crazy, no: this is about the revival of the natural growth process from an artistic impulse.
“As an artist, I look for forms between fantastic narratives and philosophical analyses,” says Rolf Hinterecker (born 1951), who studied sociology at a young age alongside his artistic training and learnt the craft of art glazier. This comes together in his Siegburg exhibition, as does his interest in the positions of biologists who have dealt with (supposed) natural hierarchies. According to Hinterecker, the Renaissance philosopher Charles de Bouelles outlined a “step-like arrangement of inanimate and animate nature from inorganic rock to organic plants and animals to man” in his ‘Tractatus de nihilo’ in 1509. The “crown of creation” was still at the top, as it was in the Middle Ages. However, as is well known, this changed in the 19th century with Charles Darwin, not only because of the human kinship with apes, but also because Darwin attributed a form of intelligence to plants. This is confirmed by more recent research; the artist refers to the botanist Stefano Mancuso, one of the scientists who critically questions traditional hierarchical ideas.
While the glass installation allows us to experience such insights (and here they are not just metaphorical), the overpaintings show a different kind of intervention in natural scenes. The black-and-white photograph is a focus borne out of interest and an abstraction. In the next step, Hinterecker uses pencil, brush and colour to cover up the associated distance of the ‘lens’. He approaches the plants and their space, reacting gesturally to their forms, tracing the structures of branches and trunks like clouds in the sky. Markings and colour trails: This approach is highly emotional and speaks of admiration rather than arrogance.
What can grow from the images of nature, that is Hinterecker’s genuine artistic question. Behind this are the philosophical questions: What can we learn aesthetically, how do we reconnect with nature? Firstly, it is also visible in the pumping station that rootgrams can become reliefs, pictorial objects can be created through incisions and unfolding. The scene in the peep box once again allows us to gain perspectives.
In the middle of the work process on the glass tower in Siegburg, Rolf Hinterecker wrote me a short message: “It’s growing and growing”. That really says it all.
von Sabine Elsa Müller
Etwas Filigraneres und Zerbrechlicheres als diese Glaskonstruktion lässt sich kaum denken. Eine Architektur, die nur aus Glas besteht. Allein im ebenerdigen Bereich der zentralen Installation im ehemaligen Pumpwerk lassen sich zehn übereinander gestapelte Etagen zählen, aufgebaut aus Glasröhren, zwischen denen Verbundglasscheiben eingeschoben sind, Lage um Lage, hoch bis zur Decke. Der Anblick ist atemberaubend – eine falsche Bewegung, und das Ganze könnte klirrend in sich zusammenstürzen. Oder ist der so dynamisch emporstrebende Turm doch widerstandsfähiger, als man meint? Offenbar ist Leben in diesem Glaskörper. Wasser rinnt durch Adern aus transparenten Kunststoffschläuchen, sammelt sich in einzelnen Becken, bevor es weiterfließt und einen funktionierenden kontinuierlichen Kreislauf in Gang hält.
Der Glasaufbau dient nicht dem Selbstzweck. Er liefert Skelett und Organe eines komplett durchsichtigen Organismus. Dadurch lässt sich dessen Wasserkreislauf auf faszinierende Weise beobachten. Begleitet von glucksenden Geräuschen und dem leisen Summen einer Pumpe erstreckter sich sogar über mehrere Stockwerke. Steigt man hinunter in die untere Kammer des Bauwerks, der noch eine dritte, tiefere folgt, wird man gewahr, dass sich das gläserne System unterirdisch, wie in einer Wurzel verjüngt. Hier, ganz unten, befindet sich die Pumpe, die den ca. 11 Höhenmeter überwindenden Kreislauf antreibt. Die Energie erhält sie von einer Solaranlage auf dem Dach. Oben und unten sind eng miteinander verbunden. Die Analogie zu einer Pflanze, deren oberirdische, dem Licht zugewandten Teile bezaubern und begeistern, die aber ohne die Verankerung und Nährstoffversorgung durch die zur Dunkelheit strebenden Wurzeln nicht denkbar sind, ist offensichtlich.
Zusammenhänge erkennen, Verbindungen knüpfen, anstatt die Dinge voneinander isoliert zu betrachten – dieses Denken bestimmt Rolf Hinterecker als Künstler wie als Mensch, wobei sich selbstredend beides nicht voneinander trennen lässt. Wenn er seine Ausstellung mit „Hierarchien“ betitelt, kann es sich nur um eine Aufforderung handeln, einmal darüber nachzudenken, wo wir überall in Hierarchien denken, die längst hinfällig geworden sind. Konkret bezieht sich der Titel auf „Die Hierarchie der Lebewesen“ im Liber de sapiente von Charles de Bouelles aus dem Jahr 1509: De Bouelles skizziert hier die damals geltende und bis heute vorherrschende Vorstellung von aufsteigenden Entwicklungsstufen vom unbelebten Stein über die belebte Pflanzenwelt zur empfindenden Tierwelt bis zum Menschen, der als einziger Intelligenz besitze. Zwar hat Charles Darwin bereits im 19. Jh. der Vorstellung von empfindungslosen Pflanzen widersprochen und ihnen sogar eine Form von Intelligenz zugeschrieben, stieß dabei aber auf taube Ohren. Erst in jüngster Zeit setzen sich Wissenschaftler wie der Pflanzenneurobiologe Stefano Mancuso für die These ein, dass Pflanzen genau wie Tiere und Menschen in der Lage sind, intelligente Strategien zu entwickeln. Dabei setzen sie auf Vernetzung, bilden Symbiosen und Gemeinschaften, tauschen Botenstoffe und Nährstoffe aus und kooperieren mit Pilzen. Auf diese Weise sind sie ausgesprochen erfolgreich, liefern sie doch nicht weniger als99 % der Biomasse unserer Erde.
Pflanzen sind nicht auf den Menschen angewiesen, umgekehrt schon. Er macht sie sich nicht nur als Nahrungsquelle, für die Herstellung von Kleidung, als Baumaterialien oder Heilpflanzen zunutze, sondern wirkt massiv auf ihre Lebensbedingungen ein, verändert ihre Erbmasse durch Genmanipulation, ist für die Ausrottung unzähliger Arten verantwortlich. Die Spuren einer menschlichen Einflussnahme sind auch in Rolf Hintereckers gläserner Baumskulptur unübersehbar. Materialien wie Petri-Schalen, Phiolen oder Glaskolben stellen eine Verbindung zu einer wissenschaftlichen Laborsituation her. Dazwischen finden sich weitere Zeugnisse menschlicher Zivilisation wie zerschlagene Trinkgläser oder sonstiger Glasbruch. Ist hier vielleicht bereits etwas aus dem Ruder gelaufen? Könnte in diesem Labor etwas gezüchtet worden sein, das außer Kontrolle geraten ist, ein unsichtbarer Virus, der sich längst ausbreitet? Respektvolle Distanz scheint angebracht, und zwar desto mehr, je mehr sich der Laborcharakter in den Vordergrund drängt. Um von der Distanz aus wieder umzukippen in ein überwältigend ästhetisches Bild einer diaphanen Erscheinung. Die Art und Weise, wie sich das Licht in den planen wie plastischen Glaskörpern fängt, verschafft der Skulptur eine fast übersinnliche Aura, zumal wenn die Lichtreflexe den gesamten Raum, Boden, Wände und Decken schlagartig „befallen“ – und auch die sich darin befindenden Personen mit einbeziehen.
Wer Rolf Hintereckers Environments aus früheren Werkkomplexen kennt, dem wird die ungewöhnliche Reduzierung der Mittel in dieser Installation auffallen. Keine opulente Farbenpracht, keine überbordende Fülle der Formen und Materialien. Für den gelernten Kunstglaser spielte Glas immer schon eine große Rolle, aber selten verwendete er es so pur und in gewisser Weise schlicht, verletzt und verletzlich ,nahe am Bruch und mithin an seiner Auflösung. Insofern scheint sich das Glas dem Licht unterzuordnen, dem es als Membran für dessen facettenreiches Lichtspiel dient. Der wochenlange, geduldige Aufbau der prekären Konstruktion hat für Rolf Hinterecker etwas von einer seiner typischen Performances: "Ein hoch konzentriertes, aber zugleich auch spielerisches Arbeiten, aufgeladen mit einer Anspannung, die sich erst nach dem Abbau der Arbeit löste.“ Der Künstler schafft mit all dem in Jahren angesammelten Glas eine letzte Lichtkaskade, in der er zwar nicht wie die legendären chinesischen Meister selbst verschwindet, aber zumindest sein gesamtes Atelierinventar. Am Ende wird nichts mehr davon übrig bleiben, denn zur Finissage wird die Skulptur von Besucherinnen und Besuchern auseinander genommen und in alle Winde zerstreut werden.
Aber es gibt ja noch einen zweiten Ausstellungsteil, einen in der Horizontalen mäandernden Gegenpol zu dieser kühn gesetzten Vertikalen, der die ausgleichende Balance, Wärme und Erdung bietet. In den verzweigten unterirdischen Gängen und höhlenartigen Räumen des ehemaligen Pumpwerks breitet sich eine Spezies aus, die sich genau hier wohl fühlt, fern vom Licht. Wurzelwerk in all seinen arabesken Windungen hat Rolf Hinterecker auf lichtempfindliches Fotopapier gelegt und belichtet, so dass kleine Schwarzweißportraits der unterirdischen Formenvielfalt in 500facher Variation zum Vorschein kommen. Die sorgsam mit Glasscheiben geschützten „Wurzelgramme“ holen ans Licht, was im Dunkeln lebt und genau aus diesem Grunde bis heute wenig wahrgenommen wird. Die erstaunlichen Fähigkeiten der Wurzelspitzen, wodurch sie u.a. zwischen Nähr- und Giftstoffen unterscheiden können, Wasser selbst aus großen Entfernungen wittern und mit anderen Pflanzen kommunizieren, werden gerade erst erforscht.
Ein ähnliches Schicksal – das der Nichtbeachtung – teilt das Wurzelwerk mit den Moosen. Obwohl es sich mit einem Nachweis von 450 Millionen Jahre alten Fossilien bei ihnen um die ältesten und damit extremanpassungsfähigen Landpflanzen handelt, die auf fast nährstofffreien Standorten, auf dunklen Waldböden, in Polarregionen oder heißen Wüsten zurechtkommen. Anlässlich seiner Installation „Moosmaschine“ aus dem Jahr 2005 fand Hinterecker schon damals wunderbare Worte über diese „niederen“ Pflanzen: „Ich vermag es nicht, mich der Faszination dieses Gewächses zu entziehen...seine filigranen Formen –wie Miniatururwälder mit Palmen – und die magischsten Grüntöne, die weit durch das Unterholz leuchten(…).“ Im Pumpwerk findet der Überlebenskünstler in einer Ablaufrinne einen so natürlich wirkenden Standort, dass man ihn vielleicht erst einmal übersieht, bevor er als künstlerische Intervention wahrgenommen wird. Und vermutlich wird man sich erst dann für die Pflanze mit ihrer weichen und sattgrünen Textur interessieren, die es sich hier im feuchten Betonbett gemütlich gemacht hat.
Dass sich Rolf Hinterecker immer schon mit dem, was man „Natur“ nennt, auseinandersetzte, belegen die vielen übermalten Fotografien von Bäumen und Landschaften sowie Cut Outs in Objektrahmen. Seine intensive Verbundenheit wird in einer Dokumentation mit Text zu seiner Aktion „Pflanzen aussetzen“ von 1992 besonders deutlich. Ging es ihm eigentlich darum, als Antwort auf die gedankenlose Plünderung des Waldes dadurch, dass Pflanzen aus dem Wald geholt und in den heimischen Garten verpflanzt werden, im Gegenzug Stecklinge von heimischen Gewächsen im Wald anzusiedeln, so scheint er während der nächtlichen Aktion in eine tiefe Verbindung mit dem Wald, den Pflanzen, dem Boden und sämtlichen Lebewesen zu kommen. Mit ihrem Erwachen am anbrechenden Tag spürt er synchron den Anstieg der eigenen Energie. Er wird durchlässig für die Energieströme ringsum und fühlt sich eins mit der Natur. Eine sicherlich beglückende Erfahrung, die sich der Fähigkeit verdankt, Menschen, Tieren und Pflanzen hierarchielos und mit der gleichen Wertschätzung zu begegnen.
by Sabine Elsa Müller
It is hard to imagine anything more delicate and fragile than this glass construction. An architecture made entirely of glass. In the ground-level area of the central installation in the former pumping station alone, you can count ten floors stacked on top of each other, constructed from glass tubes between which laminated glass panes are inserted, layer by layer, up to the ceiling. The sight is breathtaking – one wrong move and the whole thing could collapse with a clatter. Or is the soaring tower, which rises so dynamically, more resilient than you might think? There is obviously life in this glass body. Water runs through veins of transparent plastic tubing, collects in individual basins before flowing onwards and keeping a functioning, continuous cycle going.
The glass structure is not an end in itself. It provides the skeleton and organs of a completely transparent organism. This makes it possible to observe its water cycle in a fascinating way. Accompanied by gurgling noises and the gentle hum of a pump, it even extends over several storeys. If you descend into the lower chamber of the building, which is followed by a third, deeper chamber, you realise that the glass system tapers underground, like a root. Here, at the very bottom, is the pump that drives the circuit, which covers a height of around 11 metres. It receives its energy from a solar system on the roof. Above and below are closely connected. The analogy with a plant, whose above-ground parts facing the light enchant and inspire, but which would be inconceivable without the anchoring and nutrient supply from the roots striving towards darkness, is obvious.
Recognising connections, making links instead of viewing things in isolation from one another – this way of thinking defines Rolf Hinterecker both as an artist and as a person, although the two cannot of course be separated from one another. When he titles his exhibition ‘Hierarchies’, it can only be an invitation to think about where we think in hierarchies that have long since become obsolete. Specifically, the title refers to ‘The Hierarchy of Living Beings’ in Charles de Bouelles’ Liber de sapiente from 1509: de Bouelles outlines the then prevailing and still prevalent idea of ascending stages of development from inanimate stone to the animate plant world to the sentient animal world to man, who is the only one with intelligence. Although Charles Darwin already contradicted the idea of insentient plants in the 19th century and even attributed a form of intelligence to them, this fell on deaf ears. Only recently have scientists such as plant neurobiologist Stefano Mancuso started to support the theory that plants, just like animals and humans, are capable of developing intelligent strategies. They rely on networking, form symbioses and communities, exchange messenger substances and nutrients and co-operate with fungi. In this way, they are extremely successful, providing no less than 99% of the biomass on our planet.
Plants are not dependent on humans, but vice versa. Humans not only utilise them as a source of food, for the production of clothing, as building materials or medicinal plants, but also have a massive impact on their living conditions, alter their genetic make-up through genetic manipulation and are responsible for the extinction of countless species. The traces of human influence are also unmistakable in Rolf Hinterecker’s glass tree sculpture. Materials such as Petri dishes, vials or glass flasks create a link to a scientific laboratory situation. In between, there is further evidence of human civilisation such as smashed drinking glasses and broken glass. Has something perhaps already got out of hand here? Could something have been bred in this laboratory that has got out of control, an invisible virus that has long been spreading? Respectful distance seems appropriate, the more the laboratory character comes to the fore. Only to tip over again from this distance into an overwhelmingly aesthetic image of a diaphanous phenomenon. The way in which the light is caught in the flat and three-dimensional glass bodies gives the sculpture an almost supernatural aura, especially when the light reflections abruptly ‘infest’ the entire room, floor, walls and ceiling – and also include the people inside.
Anyone familiar with Rolf Hinterecker’s environments from earlier work complexes will notice the unusual reduction of means in this installation. No opulent splendour of colour, no exuberant abundance of forms and materials. Glass has always played a major role for the trained artistic glazier, but rarely has he used it in such a pure and, in a certain sense, simple, injured and vulnerable manner, close to breaking and thus to its dissolution. In this respect, the glass seems to subordinate itself to the light, serving as a membrane for its multifaceted play of light. For Rolf Hinterecker, the weeks-long, patient construction of the precarious structure has something of one of his typical performances: “A highly concentrated, but at the same time playful work, charged with a tension that was only released after the work was dismantled.” With all the glass he has accumulated over the years, the artist creates a final cascade of light, in which he himself does not disappear like the legendary Chinese masters, but at least his entire studio inventory does. In the end, none of it will remain, as the sculpture will be taken apart by visitors and scattered to the four winds by the time of the final exhibition.
But there is also a second part of the exhibition, a horizontally meandering counterpoint to this boldly positioned vertical, which provides balance, warmth and grounding. In the branching underground corridors and cave-like rooms of the former pumping station, a species spreads out that feels at home right here, far from the light. Rolf Hinterecker has placed roots in all their arabesque twists and turns on light-sensitive photographic paper and exposed them, so that small black and white portraits of the subterranean diversity of forms appear in a 500-fold variation. The ‘rootgrams’, which are carefully protected with glass panes, bring to light what lives in the dark and for this very reason is still little recognised today. The amazing abilities of the root tips, which enable them to distinguish between nutrients and toxins, sense water even from great distances and communicate with other plants, are only just beginning to be researched.
The root system shares a similar fate – that of being ignored – with mosses. Although, with fossils dating back 450 million years, they are the oldest and therefore extremely adaptable land plants that can survive in almost nutrient-free locations, on dark forest floors, in polar regions and in hot deserts. On the occasion of his 2005 installation ‘Moss Machine’, Hinterecker already had wonderful words to say about these ‘lowly’ plants: “I cannot escape the fascination of this plant… its delicate forms – like miniature jungles with palm trees – and the most magical shades of green that shine far through the undergrowth (...).” In the pumping station, the survivalist finds such a natural-looking location in a drainage channel that it may be overlooked before it is recognised as an artistic intervention. And it is probably only then that we will become interested in the plant with its soft and lush green texture that has made itself at home here in the damp concrete bed.
Rolf Hinterecker’s many overpainted photographs of trees and landscapes as well as cut-outs in object frames prove that he has always dealt with what is called ‘nature’. His intense affinity becomes particularly clear in a documentation with text on his 1992 action ‘Releasing Plants’. While his aim was actually to respond to the thoughtless plundering of the forest by taking plants from the forest and transplanting them into the garden at home, in return planting cuttings of native plants in the forest, he seems to have entered into a deep connection with the forest, the plants, the soil and all living creatures during the nocturnal action. With their awakening at the dawning of day, he feels his own energy rise in synchronisation. He becomes permeable to the energy flows around him and feels at one with nature. This is certainly an exhilarating experience that is due to the ability to encounter people, animals and plants without hierarchy and with the same appreciation.
Clärchen Baus-Mattar, Georg Divossen, Jörn Vanselow, Klaus Dietrich, Katrin Ditzer, Liane Ditzer, Gertrude Moser-Wagner, Peter Henseler, Detlev Weigand, Rolf Hinterecker
Ein herzliches Danke an: