Turm aus klarem Glas

Jür­­gen Röh­­rig ar­ti­g­art.de zur Ausstel­­lung "Hi­er­a­r­chi­en" von Rolf Hin­­te­r­e­­cker

(engl. below)

Aus der Tiefe be­trach­tet wächst der zwölf Meter hohe Gla­sturm zum Licht. Die Kel­ler­soh­le des ehe­ma­li­gen Pump­werks in Sieg­burg ist die Basis, dort steht auch der klei­ne Was­ser­tank, des­sen In­halt durch trans­pa­ren­te Schläu­che nach oben ge­pumpt wird, per Son­nen­ener­gie, um in Kas­ka­den wie­der nach unten zu flie­ßen - ein Kreis­lauf. Der Blick nach oben ins Licht, durch viele Glas­schei­ben, Aqua­ri­en, Re­a­genz­glä­ser, Phi­o­len, Trink­glä­ser, auch Scher­ben und an­de­ren Bau­tei­len mehr, ist ein flir­ren­des Er­leb­nis. Die mas­si­ven Be­ton­wän­de des alten Was­ser­spei­chers ver­lie­ren schein­bar ihr Ge­wicht, die Git­ter im Boden sind ent­fernt, der licht­durch­flu­te­te Turm hat nichts Las­ten­des. Ob­wohl er unten schma­le 30 mal 40 Zen­ti­me­ter misst und nach oben hin immer brei­ter wird, also eine sta­tisch ge­gen­läu­fi­ge Figur zeigt.

„Hi­er­a­r­chi­en“ be­ti­telt Rolf Hin­te­r­e­cker sein Werk im Haus des Kunst­ver­eins Rhein-Sieg. Das be­zieht sich eben­so auf die im Ne­ben­trakt in­sze­nier­ten Bil­der und Bil­d­ob­jek­te: Fo­to­gram­me von Wur­zeln, kurz „Wur­zel­gram­me“, und über­mal­te Fotos von Land­schaf­ten. Wer an­ge­sichts des glä­ser­nen Turms und sei­nem Was­ser­kreis­lauf an die Er­for­schung na­tür­li­cher Pro­zes­se ge­dacht hat, fin­det sich vor den Ar­bei­ten mit Na­tur­fo­tos be­stä­tigt: Of­fen­bar ex­pe­ri­men­tiert der Künst­ler mit sei­nen Re­ak­ti­o­nen und Zu­grif­fen auf Pflan­zen, Was­ser und Land­schafts­raum, stellt äs­the­tisch Kon­takt her zu un­se­ren Le­bens­grund­la­gen.

Dabei spricht die La­bor­si­tua­ti­on zu­nächst von Di­stanz, von der Ob­jek­ti­vi­tät des For­schers, der das Le­ben­di­ge zer­glie­dert, auf­löst und ana­ly­siert. Was im Re­a­genz­glas ge­lan­det ist, atmet nicht mehr. Doch löst sich die­ses Labor nicht selbst auf? Die Ein­rich­tung wu­chert, sie sprengt die Gren­zen tro­ckener Sach­lich­keit und wächst ins Fan­tas­ti­sche. Kein ver­rück­ter Wis­sen­schaft­ler war hier am Werk, das wäre Kla­mauk, nein: Hier geht es um das Wie­der­auf­le­ben des na­tür­li­chen Wachs­tums­pro­zes­ses aus künst­le­ri­schem An­trieb.

„Als Künst­ler suche ich For­men zwi­schen phan­tas­ti­schen Er­zäh­lun­gen und phi­lo­so­phi­schen Ana­ly­sen“, sagt Rolf Hin­te­r­e­cker (Jahr­gang 1951), der in jun­gen Jah­ren neben sei­ner künst­le­ri­schen Aus­bil­dung auch So­zio­lo­gie stu­dier­te und das Hand­werk des Kunst­gla­sers er­lernt hat. Das fließt zu­sam­men in sei­ner Sieg­bur­ger Ausstel­lung, und dazu kommt seine Be­schäf­ti­gung mit Po­si­ti­o­nen von Bio­lo­gen, die sich mit (ver­meint­li­chen) na­tür­li­chen Hi­er­a­r­chi­en be­schäf­tigt haben. Der Re­nais­sance­phi­lo­soph Cha­rles de Bou­el­les skiz­zier­te, so schil­dert Hin­te­r­e­cker, 1509 in sei­nem „Trac­ta­tus de ni­hi­lo“ eine „stu­fen­för­mi­ge An­ord­nung un­be­leb­ter und be­leb­ter Natur vom an­or­ga­ni­schen Ge­stein über or­ga­ni­sche Pflan­zen und Tiere bis zum Men­schen“. Da stand die „Kro­ne der Schöp­fung“ immer noch oben, wie im Mit­tel­al­ter. Doch be­kannt­lich än­der­te sich das im 19. Jahr­hun­dert mit Cha­rles Dar­win, nicht nur wegen der mensch­li­chen Ver­wandt­schaft mit Affen, son­dern auch, weil Dar­win Pflan­zen eine Form von In­tel­li­genz zu­schrieb. Das be­stä­ti­gen neu­e­re For­schun­gen; der Künst­ler be­zieht sich auf den Bo­ta­ni­ker Ste­fa­no Man­cu­so, einer der Wis­sen­schaft­ler, der tra­dier­te hi­er­a­r­chi­sche Vor­stel­lun­gen kri­tisch in Frage stellt.

Wäh­rend die glä­ser­ne In­stal­la­ti­on sol­che Ein­sich­ten (und hier sind es nicht nur me­ta­pho­ri­sche) er­le­ben lässt, zei­gen die Über­ma­lun­gen eine an­de­re Art des Ein­griffs in Na­turs­ze­ne­ri­en. Das schwa­rz-weiße Foto ist eine Zu­wen­dung aus In­ter­es­se und eine Ab­s­trak­ti­on. Die damit ver­bun­de­ne Di­stanz des „Ob­jek­tivs“ über­spielt Hin­te­r­e­cker im nächs­ten Schritt mit Stift, Pin­sel und Farbe. Er nä­hert sich den Pflan­zen und ihrem Raum, er re­a­giert ge­stisch auf ihre For­men, spürt den Struk­tu­ren von Ästen und Stäm­men nach wie den Wol­ken am Him­mel. Mar­kie­run­gen und Fa­rb­bah­nen: Höchst emo­ti­o­nal ist die­ser Zu­griff, der von Be­wun­de­rung spricht und nicht von Über­he­bung.

Was kann wach­sen aus den Bil­dern der Natur, das ist Hin­te­r­e­ckers ge­nu­in künst­le­ri­sche Frage. Da­hin­ter stün­den dann die phi­lo­so­phi­schen: Was kön­nen wir äs­the­tisch ler­nen, wie ver­bin­den wir uns neu mit der Natur? Zu­nächst: Sicht­bar ist im Pump­werk auch, dass aus Wur­zel­gram­men Re­li­efs wer­den kön­nen, Bil­d­ob­jek­te durch Ein­schnit­te und Auf­fal­tun­gen ent­ste­hen. Die Szene im Guck­kas­ten er­laubt ein­mal mehr Durch­bli­cke.

Mit­ten aus dem Ar­beits­pro­zess am glä­ser­nen Turm in Sieg­burg schrieb mir Rolf Hin­te­r­e­cker eine kurze Mit­tei­lung: „Es wächst und wächst“. Das sagt doch ei­gent­lich alles.

Tower in clear glass

Text by Jür­gen Röhring on the Ex­hi­bi­ti­on ‘Hi­er­a­r­chies’ by Rolf Hin­te­r­e­cker in the Pum­ping Sta­ti­on in Sieg­burg

Seen from the depths, the twel­ve-metre-high glass tower grows to­wards the light. The ba­se­ment floor of the for­mer pum­ping sta­ti­on in Sieg­burg is the foun­da­ti­on, where the small water tank is also lo­ca­ted, the con­tents of which are pum­ped up­wards through trans­pa­rent hoses using solar ener­gy to flow back down again in cas­ca­des – a cycle. The view up­wards into the light, through many glass pa­nels, aqua­ri­ums, test tubes, vials, drin­king glas­ses, even shards and other com­ponents, is a shim­me­ring ex­pe­ri­ence. The mas­si­ve con­cre­te walls of the old water re­ser­voir seem to lose their weight, the grids in the floor have been re­mo­ved, the light-floo­ded tower has nothing that feels heavy. Alt­hough it mea­su­res a nar­row 30 by 40 cen­ti­me­tres at the bot­tom and gets wider and wider to­wards the top, the­re­by crea­ting an op­po­sing struc­tu­ral fi­gu­re.

Rolf Hin­te­r­e­cker has en­tit­led his work at the Kunst­ver­ein Rhein-Sieg ‘Hi­er­a­r­chies’. This also ap­p­lies to the pic­tu­res and pic­to­ri­al ob­jects sta­ged in the neigh­bou­ring wing: Pho­to­grams of roots, ‘root­grams’ for short, and over­pain­ted pho­tos of lands­ca­pes. Anyo­ne thin­king of the glass tower and its water cycle as an ex­plo­ra­ti­on of na­tu­ral pro­ces­ses will find them­sel­ves con­firmed by the works en­com­pas­sing na­ture pho­to­graphs: The ar­tist is evi­dent­ly ex­pe­ri­men­ting with his re­ac­ti­ons and ap­proa­ches to plants, water and lands­ca­pe space, ma­king aes­the­tic con­tact with the foun­da­ti­ons of our lives.

The la­bo­ra­to­ry si­tua­ti­on in­iti­al­ly speaks of di­stan­ce, of the ob­jec­ti­vi­ty of the re­se­a­r­cher who diss­ects, dis­sol­ves and ana­ly­ses li­ving things. What has ended up in the test tube no lon­ger brea­thes. But does­n’t this la­bo­ra­to­ry dis­sol­ve itself? The fa­ci­li­ty pro­li­fe­ra­tes, brea­king the boun­da­ri­es of dry ob­jec­ti­vi­ty and gro­wing into the fan­ta­stic. No mad scien­tist was at work here, that would be crazy, no: this is about the re­vi­val of the na­tu­ral grow­th pro­cess from an ar­ti­stic im­pul­se.

“As an ar­tist, I look for forms bet­ween fan­ta­stic nar­ra­ti­ves and phi­lo­so­phi­cal ana­ly­ses,” says Rolf Hin­te­r­e­cker (born 1951), who stu­died so­cio­lo­gy at a young age alongsi­de his ar­ti­stic trai­ning and learnt the craft of art gla­zi­er. This comes to­gether in his Sieg­burg ex­hi­bi­ti­on, as does his in­te­rest in the po­si­ti­ons of bio­lo­gists who have dealt with (sup­po­sed) na­tu­ral hi­er­a­r­chies. Ac­cor­ding to Hin­te­r­e­cker, the Re­nais­sance phi­lo­so­pher Cha­rles de Bou­el­les out­li­ned a “step-like ar­ran­ge­ment of in­a­ni­ma­te and ani­ma­te na­ture from in­or­ga­nic rock to or­ga­nic plants and ani­mals to man” in his ‘Trac­ta­tus de ni­hi­lo’ in 1509. The “crown of crea­ti­on” was still at the top, as it was in the Midd­le Ages. Ho­we­ver, as is well known, this chan­ged in the 19th cen­tu­ry with Cha­rles Dar­win, not only be­cau­se of the human kin­ship with apes, but also be­cau­se Dar­win at­tri­bu­ted a form of in­tel­li­gence to plants. This is con­firmed by more re­cent re­sea­rch; the ar­tist re­fers to the bo­ta­nist Ste­fa­no Man­cu­so, one of the scien­tists who cri­ti­cal­ly ques­ti­ons tra­di­ti­o­nal hier­a­r­chi­cal ideas.

While the glass in­stal­la­ti­on al­lows us to ex­pe­ri­ence such in­sights (and here they are not just me­ta­pho­ri­cal), the over­pain­tings show a dif­fe­rent kind of in­ter­ven­ti­on in na­tu­ral sce­nes. The black-and-white pho­to­graph is a focus borne out of in­te­rest and an ab­s­trac­ti­on. In the next step, Hin­te­r­e­cker uses pen­cil, brush and co­lour to cover up the as­so­ci­a­ted di­stan­ce of the ‘lens’. He ap­proa­ches the plants and their space, re­ac­ting ge­stu­ral­ly to their forms, tra­cing the struc­tu­res of bran­ches and trunks like clouds in the sky. Mar­kings and co­lour trails: This ap­proach is high­ly emo­ti­o­nal and speaks of ad­mi­ra­ti­on rat­her than ar­ro­gan­ce.

What can grow from the images of na­ture, that is Hin­te­r­e­cke­r’s ge­nu­i­ne ar­ti­stic ques­ti­on. Be­hind this are the phi­lo­so­phi­cal ques­ti­ons: What can we learn aes­the­ti­cal­ly, how do we re­connect with na­ture? First­ly, it is also vi­si­ble in the pum­ping sta­ti­on that root­grams can be­co­me re­li­efs, pic­to­ri­al ob­jects can be cre­a­ted through in­ci­si­ons and un­fol­ding. The scene in the peep box once again al­lows us to gain per­spec­ti­ves.

In the midd­le of the work pro­cess on the glass tower in Sieg­burg, Rolf Hin­te­r­e­cker wrote me a short mes­sage: “It’s gro­wing and gro­wing”. That re­al­ly says it all.

1. Etage

Jenseits der Hierarchien

von Sa­bi­ne Elsa Mül­ler

(engl. below)

Etwas Fi­li­gra­ne­res und Zer­brech­li­che­res als diese Glas­kon­struk­ti­on lässt sich kaum den­ken. Eine Ar­chi­tek­tur, die nur aus Glas be­steht. Al­lein im eben­er­di­gen Be­reich der zen­tra­len In­stal­la­ti­on im ehe­ma­li­gen Pump­werk las­sen sich zehn über­ein­an­der ge­sta­pel­te Eta­gen zäh­len, auf­ge­baut aus Glas­röh­ren, zwi­schen denen Ver­bundglas­schei­ben ein­ge­scho­ben sind, Lage um Lage, hoch bis zur Decke. Der An­blick ist atem­be­rau­bend – eine falsche Be­we­gung, und das Ganze könn­te klir­rend in sich zu­sam­men­stür­zen. Oder ist der so dy­na­misch em­por­stre­ben­de Turm doch wi­der­stands­fä­hi­ger, als man meint? Of­fen­bar ist Leben in die­sem Glas­kör­per. Was­ser rinnt durch Adern aus trans­pa­ren­ten Kunst­stoff­schläu­chen, sam­melt sich in ein­zel­nen Be­cken, bevor es wei­ter­fließt und einen funk­tio­nie­ren­den kon­ti­nu­ier­li­chen Kreis­lauf in Gang hält.

Der Glasauf­bau dient nicht dem Selbst­zweck. Er lie­fert Ske­lett und Or­ga­ne eines kom­plett durch­sich­ti­gen Or­ga­nis­mus. Da­durch lässt sich des­sen Was­ser­kreis­lauf auf fas­zi­nie­ren­de Weise be­ob­ach­ten. Be­glei­tet von gluck­sen­den Ge­räu­schen und dem lei­sen Sum­men einer Pumpe er­streck­ter sich sogar über meh­re­re Stock­wer­ke. Steigt man hin­un­ter in die un­te­re Kam­mer des Bau­werks, der noch eine drit­te, tie­fe­re folgt, wird man ge­wahr, dass sich das glä­ser­ne Sys­tem un­ter­ir­disch, wie in einer Wur­zel ver­jüngt. Hier, ganz unten, be­fin­det sich die Pumpe, die den ca. 11 Hö­hen­me­ter über­win­den­den Kreis­lauf an­treibt. Die Ener­gie er­hält sie von einer So­lar­an­la­ge auf dem Dach. Oben und unten sind eng mit­ein­an­der ver­bun­den. Die Ana­lo­gie zu einer Pflan­ze, deren ober­ir­di­sche, dem Licht zu­ge­wand­ten Teile be­zau­bern und be­geis­tern, die aber ohne die Ver­an­ke­rung und Nähr­stoff­ver­sor­gung durch die zur Dun­kel­heit stre­ben­den Wur­zeln nicht denk­bar sind, ist of­fen­sicht­lich.

Zu­sam­men­hän­ge er­ken­nen, Ver­bin­dun­gen knüp­fen, an­statt die Dinge von­ein­an­der iso­liert zu be­trach­ten – die­ses Den­ken be­stimmt Rolf Hin­te­r­e­cker als Künst­ler wie als Mensch, wobei sich selbst­re­dend bei­des nicht von­ein­an­der tren­nen lässt. Wenn er seine Ausstel­lung mit „Hi­er­a­r­chi­en“ be­ti­telt, kann es sich nur um eine Auf­for­de­rung han­deln, ein­mal dar­über nach­zu­den­ken, wo wir über­all in Hi­er­a­r­chi­en den­ken, die längst hin­fäl­lig ge­wor­den sind. Kon­kret be­zieht sich der Titel auf „Die Hi­er­a­r­chie der Le­be­we­sen“ im Liber de sa­pi­en­te von Cha­rles de Bou­el­les aus dem Jahr 1509: De Bou­el­les skiz­ziert hier die da­mals gel­ten­de und bis heute vor­herr­schen­de Vor­stel­lung von auf­stei­gen­den Ent­wick­lungs­stu­fen vom un­be­leb­ten Stein über die be­leb­te Pflan­zen­welt zur emp­fin­den­den Tier­welt bis zum Men­schen, der als ein­zi­ger In­tel­li­genz be­sit­ze. Zwar hat Cha­rles Dar­win be­reits im 19. Jh. der Vor­stel­lung von emp­fin­dungs­lo­sen Pflan­zen wi­der­spro­chen und ihnen sogar eine Form von In­tel­li­genz zu­ge­schrie­ben, stieß dabei aber auf taube Ohren. Erst in jüngs­ter Zeit set­zen sich Wis­sen­schaft­ler wie der Pflan­zen­neu­ro­bio­lo­ge Ste­fa­no Man­cu­so für die These ein, dass Pflan­zen genau wie Tiere und Men­schen in der Lage sind, in­tel­li­gen­te Stra­te­gi­en zu ent­wi­ckeln. Dabei set­zen sie auf Ver­net­zung, bil­den Sym­bio­sen und Ge­mein­schaf­ten, tau­schen Bo­ten­stof­fe und Nähr­stof­fe aus und ko­ope­rie­ren mit Pil­zen. Auf diese Weise sind sie aus­ge­spro­chen er­folg­reich, lie­fern sie doch nicht we­ni­ger als99 % der Bio­mas­se un­se­rer Erde.

Pflan­zen sind nicht auf den Men­schen an­ge­wie­sen, um­ge­kehrt schon. Er macht sie sich nicht nur als Nah­rungs­quel­le, für die Her­stel­lung von Klei­dung, als Bau­ma­te­ri­a­li­en oder Heil­pflan­zen zu­nut­ze, son­dern wirkt mas­siv auf ihre Le­bens­be­din­gun­gen ein, ver­än­dert ihre Erb­mas­se durch Gen­ma­ni­pu­la­ti­on, ist für die Aus­rot­tung un­zäh­li­ger Arten ver­ant­wort­lich. Die Spu­ren einer mensch­li­chen Ein­fluss­nah­me sind auch in Rolf Hin­te­r­e­ckers glä­ser­ner Baums­kulp­tur un­über­seh­bar. Ma­te­ri­a­li­en wie Petri-Scha­len, Phi­o­len oder Glas­kol­ben stel­len eine Ver­bin­dung zu einer wis­sen­schaft­li­chen La­bor­si­tua­ti­on her. Da­zwi­schen fin­den sich wei­te­re Zeug­nis­se mensch­li­cher Zi­vi­li­sa­ti­on wie zer­schla­ge­ne Trink­glä­ser oder sons­ti­ger Glas­bruch. Ist hier viel­leicht be­reits etwas aus dem Ruder ge­lau­fen? Könn­te in die­sem Labor etwas ge­züch­tet wor­den sein, das außer Kon­trol­le ge­ra­ten ist, ein un­sicht­ba­rer Virus, der sich längst aus­brei­tet? Re­spekt­vol­le Di­stanz scheint an­ge­bracht, und zwar desto mehr, je mehr sich der La­bor­cha­rak­ter in den Vor­der­grund drängt. Um von der Di­stanz aus wie­der um­zu­kip­pen in ein über­wäl­ti­gend äs­the­ti­sches Bild einer di­a­pha­nen Er­schei­nung. Die Art und Weise, wie sich das Licht in den pla­nen wie plas­ti­schen Glas­kör­pern fängt, ver­schafft der Skulp­tur eine fast über­sinn­li­che Aura, zumal wenn die Licht­re­fle­xe den ge­sam­ten Raum, Boden, Wände und De­cken schlag­ar­tig „be­fal­len“ – und auch die sich darin be­fin­den­den Per­so­nen mit ein­be­zie­hen.

Wer Rolf Hin­te­r­e­ckers En­vi­ron­ments aus frü­he­ren Werk­kom­ple­xen kennt, dem wird die un­ge­wöhn­li­che Re­du­zie­rung der Mit­tel in die­ser In­stal­la­ti­on auf­fal­len. Keine opu­len­te Fa­r­ben­pracht, keine über­bor­den­de Fülle der For­men und Ma­te­ri­a­li­en. Für den ge­lern­ten Kunst­gla­ser spiel­te Glas immer schon eine große Rolle, aber sel­ten ver­wen­de­te er es so pur und in ge­wis­ser Weise schlicht, ver­letzt und ver­letz­lich ,nahe am Bruch und mit­hin an sei­ner Auf­lö­sung. In­so­fern scheint sich das Glas dem Licht un­ter­zu­ord­nen, dem es als Mem­bran für des­sen fa­cet­ten­rei­ches Licht­spiel dient. Der wo­chen­lan­ge, ge­dul­di­ge Auf­bau der pre­kä­ren Kon­struk­ti­on hat für Rolf Hin­te­r­e­cker etwas von einer sei­ner ty­pi­schen Per­for­man­ces: "Ein hoch kon­zen­trier­tes, aber zu­gleich auch spie­le­ri­sches Ar­bei­ten, auf­ge­la­den mit einer An­span­nung, die sich erst nach dem Abbau der Ar­beit löste.“ Der Künst­ler schafft mit all dem in Jah­ren an­ge­sam­mel­ten Glas eine letz­te Licht­kas­ka­de, in der er zwar nicht wie die le­gen­dä­ren chi­ne­si­schen Meis­ter selbst ver­schwin­det, aber zu­min­dest sein ge­sam­tes Ate­lie­rin­ven­tar. Am Ende wird nichts mehr davon übrig blei­ben, denn zur Fi­nis­sa­ge wird die Skulp­tur von Be­su­che­rin­nen und Be­su­chern aus­ein­an­der ge­nom­men und in alle Winde zer­streut wer­den.

Aber es gibt ja noch einen zwei­ten Ausstel­lungs­teil, einen in der Ho­ri­zon­ta­len mä­an­dern­den Ge­gen­pol zu die­ser kühn ge­setz­ten Ver­ti­ka­len, der die aus­glei­chen­de Ba­lan­ce, Wärme und Er­dung bie­tet. In den ver­zweig­ten un­ter­ir­di­schen Gän­gen und höh­len­ar­ti­gen Räu­men des ehe­ma­li­gen Pump­werks brei­tet sich eine Spe­zi­es aus, die sich genau hier wohl fühlt, fern vom Licht. Wur­zel­werk in all sei­nen ara­bes­ken Win­dun­gen hat Rolf Hin­te­r­e­cker auf licht­emp­find­li­ches Fo­to­pa­pier ge­legt und be­lich­tet, so dass klei­ne Schwa­rz­weiß­por­traits der un­ter­ir­di­schen For­men­viel­falt in 500fa­cher Va­ria­ti­on zum Vor­schein kom­men. Die sorg­sam mit Glas­schei­ben ge­schütz­ten „Wur­zel­gram­me“ holen ans Licht, was im Dun­keln lebt und genau aus die­sem Grun­de bis heute wenig wahr­ge­nom­men wird. Die er­staun­li­chen Fä­hig­kei­ten der Wur­zel­spit­zen, wo­durch sie u.a. zwi­schen Nähr- und Gift­stof­fen un­ter­schei­den kön­nen, Was­ser selbst aus gro­ßen Ent­fer­nun­gen wit­tern und mit an­de­ren Pflan­zen kom­mu­ni­zie­ren, wer­den ge­ra­de erst er­forscht.

Ein ähn­li­ches Schick­sal – das der Nicht­be­ach­tung – teilt das Wur­zel­werk mit den Moo­sen. Ob­wohl es sich mit einem Nach­weis von 450 Mil­­li­o­­nen Jahre alten Fos­­si­­li­en bei ihnen um die äl­tes­ten und damit ex­tre­man­pas­sungs­fä­hi­gen Lan­d­pflan­­zen han­delt, die auf fast nähr­­stoff­frei­en Stan­d­or­ten, auf dunk­len Wald­bö­­den, in Po­lar­re­gi­o­­nen oder hei­­ßen Wüs­ten zu­recht­kom­men. An­läss­lich sei­ner In­stal­la­ti­on „Moos­ma­schi­ne“ aus dem Jahr 2005 fand Hin­te­r­e­cker schon da­mals wun­der­ba­re Worte über diese „nie­de­ren“ Pflan­zen: „Ich ver­­­mag es nicht, mich der Fas­­zi­na­ti­on die­­ses Ge­wäch­­ses zu ent­­zie­hen...seine fi­­li­­gra­­nen For­­men –wie Mi­­nia­tur­ur­wäl­­der mit Pa­l­­men – und die ma­­gischs­ten Grün­tö­­ne, die weit durch das Un­­ter­­holz leuch­ten(…).“ Im Pump­werk fin­det der Über­le­bens­künst­ler in einer Ab­lauf­rin­ne einen so na­tür­lich wir­ken­den Stand­ort, dass man ihn viel­leicht erst ein­mal über­sieht, bevor er als künst­le­ri­sche In­ter­ven­ti­on wahr­ge­nom­men wird. Und ver­mut­lich wird man sich erst dann für die Pflan­ze mit ihrer wei­chen und satt­grü­nen Tex­tur in­ter­es­sie­ren, die es sich hier im feuch­ten Be­ton­bett ge­müt­lich ge­macht hat.

Dass sich Rolf Hin­te­r­e­cker immer schon mit dem, was man „Na­tur“ nennt, aus­ein­an­der­setz­te, be­le­gen die vie­len über­mal­ten Fo­to­gra­fi­en von Bäu­men und Land­schaf­ten sowie Cut Outs in Ob­jek­t­rah­men. Seine in­ten­si­ve Ver­bun­den­heit wird in einer Do­ku­men­ta­ti­on mit Text zu sei­ner Ak­ti­on „Pflan­zen aus­set­zen“ von 1992 be­son­ders deut­lich. Ging es ihm ei­gent­lich darum, als Ant­wort auf die ge­dan­ken­lo­se Plün­de­rung des Wal­des da­durch, dass Pflan­zen aus dem Wald ge­holt und in den hei­mi­schen Gar­ten ver­pflanzt wer­den, im Ge­gen­zug Steck­lin­ge von hei­mi­schen Ge­wäch­sen im Wald an­zu­sie­deln, so scheint er wäh­rend der nächt­li­chen Ak­ti­on in eine tiefe Ver­bin­dung mit dem Wald, den Pflan­zen, dem Boden und sämt­li­chen Le­be­we­sen zu kom­men. Mit ihrem Er­wa­chen am an­bre­chen­den Tag spürt er syn­chron den An­stieg der ei­ge­nen Ener­gie. Er wird durch­läs­sig für die Ener­gie­strö­me rings­um und fühlt sich eins mit der Natur. Eine si­cher­lich be­glü­cken­de Er­fah­rung, die sich der Fä­hig­keit ver­dankt, Men­schen, Tie­ren und Pflan­zen hi­er­a­r­chie­los und mit der glei­chen Wert­schät­zung zu be­geg­nen.

Beyond Hierarchies

by Sa­bi­ne Elsa Mül­ler

It is hard to ima­gi­ne any­thing more de­li­ca­te and fra­gi­le than this glass con­struc­ti­on. An ar­chi­tec­ture made en­ti­re­ly of glass. In the ground-level area of the cen­tral in­stal­la­ti­on in the for­mer pum­ping sta­ti­on alone, you can count ten floors sta­cked on top of each other, con­struc­ted from glass tubes bet­ween which la­mi­na­ted glass panes are in­ser­ted, layer by layer, up to the cei­ling. The sight is brea­tht­a­king – one wrong move and the whole thing could col­lap­se with a clat­ter. Or is the soa­ring tower, which rises so dy­na­mi­cal­ly, more re­si­li­ent than you might think? There is ob­vious­ly life in this glass body. Water runs through veins of trans­pa­rent pla­stic tu­bing, col­lects in in­di­vi­du­al bas­ins be­fo­re flo­wi­ng on­wards and kee­ping a func­tio­ning, con­ti­nuous cycle going.

The glass struc­ture is not an end in itself. It pro­vi­des the ske­le­ton and or­gans of a com­ple­te­ly trans­pa­rent or­ga­nism. This makes it pos­si­ble to ob­ser­ve its water cycle in a fa­s­ci­na­ting way. Ac­com­pa­nied by gur­g­ling noi­ses and the gent­le hum of a pump, it even ex­tends over se­ver­al sto­reys. If you de­scend into the lower cham­ber of the buil­ding, which is fol­lo­wed by a third, de­e­per cham­ber, you re­a­li­se that the glass sys­tem ta­pers un­der­ground, like a root. Here, at the very bot­tom, is the pump that dri­ves the cir­cuit, which co­vers a height of around 11 me­tres. It re­cei­ves its ener­gy from a solar sys­tem on the roof. Above and below are clo­se­ly connec­ted. The ana­lo­gy with a plant, whose above-ground parts fa­cing the light en­chant and in­spi­re, but which would be in­con­cei­va­ble wi­thout the an­cho­ring and nu­tri­ent sup­ply from the roots stri­ving to­wards dar­kness, is ob­vious.

Re­co­g­ni­sing connec­ti­ons, ma­king links in­s­tead of view­ing things in iso­la­ti­on from one an­o­ther – this way of thin­king de­fi­nes Rolf Hin­te­r­e­cker both as an ar­tist and as a per­son, alt­hough the two can­not of cour­se be se­pa­ra­ted from one an­o­ther. When he tit­les his ex­hi­bi­ti­on ‘Hi­er­a­r­chies’, it can only be an in­vi­ta­ti­on to think about where we think in hi­er­a­r­chies that have long since be­co­me ob­so­le­te. Spe­ci­fi­cal­ly, the title re­fers to ‘The Hier­a­r­chy of Li­ving Beings’ in Cha­rles de Bou­el­les’ Liber de sa­pi­en­te from 1509: de Bou­el­les out­li­nes the then pre­vai­ling and still pre­va­lent idea of ascen­ding sta­ges of de­ve­lop­ment from in­a­ni­ma­te stone to the ani­ma­te plant world to the sen­ti­ent ani­mal world to man, who is the only one with in­tel­li­gence. Alt­hough Cha­rles Dar­win al­rea­dy con­tra­dic­ted the idea of in­sen­ti­ent plants in the 19th cen­tu­ry and even at­tri­bu­ted a form of in­tel­li­gence to them, this fell on deaf ears. Only re­cent­ly have scien­tists such as plant neu­ro­bio­lo­gist Ste­fa­no Man­cu­so star­ted to sup­port the theo­ry that plants, just like ani­mals and hu­mans, are ca­pa­ble of de­ve­lo­ping in­tel­li­gent stra­te­gies. They rely on net­wor­king, form sym­bio­ses and com­mu­ni­ties, ex­change mes­sen­ger sub­stan­ces and nu­tri­ents and co-ope­ra­te with fungi. In this way, they are ex­tre­me­ly suc­cess­ful, pro­vi­ding no less than 99% of the bio­mass on our pla­net.

Plants are not de­pen­dent on hu­mans, but vice versa. Hu­mans not only uti­li­se them as a sour­ce of food, for the pro­duc­ti­on of clo­thing, as buil­ding ma­te­ri­a­ls or me­di­cinal plants, but also have a mas­si­ve im­pact on their li­ving con­di­ti­ons, alter their ge­ne­tic make-up through ge­ne­tic ma­ni­pu­la­ti­on and are re­spon­si­ble for the ex­tinc­ti­on of count­less spe­cies. The tra­ces of human in­flu­ence are also un­mi­sta­ka­ble in Rolf Hin­te­r­e­cke­r’s glass tree sculp­ture. Ma­te­ri­a­ls such as Petri dis­hes, vials or glass flasks cre­a­te a link to a scien­ti­fic la­bo­ra­to­ry si­tua­ti­on. In bet­ween, there is fur­ther evi­dence of human ci­vi­li­sa­ti­on such as smas­hed drin­king glas­ses and bro­ken glass. Has so­me­thing per­haps al­rea­dy got out of hand here? Could so­me­thing have been bred in this la­bo­ra­to­ry that has got out of con­trol, an in­vi­si­ble virus that has long been sprea­ding? Re­spect­ful di­stan­ce seems ap­pro­pri­a­te, the more the la­bo­ra­to­ry cha­rac­ter comes to the fore. Only to tip over again from this di­stan­ce into an over­whel­min­gly aes­the­tic image of a di­a­pha­nous phe­no­me­non. The way in which the light is caught in the flat and three-di­men­si­o­nal glass bo­dies gives the sculp­ture an al­most su­per­na­tu­ral aura, espe­ci­al­ly when the light re­flec­ti­ons ab­rupt­ly ‘in­fest’ the en­ti­re room, floor, walls and cei­ling – and also in­clu­de the peo­ple in­side.

Anyo­ne fa­mi­li­ar with Rolf Hin­te­r­e­cke­r’s en­vi­ron­ments from ea­r­lier work com­ple­xes will no­ti­ce the un­u­su­al re­duc­ti­on of means in this in­stal­la­ti­on. No opu­lent splen­dour of co­lour, no exu­be­rant ab­un­dance of forms and ma­te­ri­a­ls. Glass has al­ways played a major role for the trai­ned ar­ti­stic gla­zi­er, but ra­re­ly has he used it in such a pure and, in a cer­tain sense, sim­ple, in­ju­red and vul­ne­ra­ble man­ner, close to brea­king and thus to its dis­so­lu­ti­on. In this re­spect, the glass seems to sub­or­di­na­te itself to the light, ser­ving as a mem­bra­ne for its mul­ti­fa­ce­ted play of light. For Rolf Hin­te­r­e­cker, the weeks-long, pa­ti­ent con­struc­ti­on of the pre­ca­rious struc­ture has so­me­thing of one of his ty­pi­cal per­for­man­ces: “A high­ly con­cen­tra­ted, but at the same time play­ful work, char­ged with a ten­si­on that was only re­le­a­sed after the work was dis­mant­led.” With all the glass he has ac­cu­mu­la­ted over the years, the ar­tist cre­a­tes a final cas­ca­de of light, in which he him­self does not di­s­ap­pe­ar like the le­gen­da­ry Chi­ne­se mas­ters, but at least his en­ti­re stu­dio in­ven­to­ry does. In the end, none of it will re­main, as the sculp­ture will be taken apart by vi­si­tors and scat­te­red to the four winds by the time of the final ex­hi­bi­ti­on.

But there is also a se­cond part of the ex­hi­bi­ti­on, a ho­ri­zon­tal­ly me­an­de­ring coun­ter­point to this bold­ly po­si­ti­o­ned ver­ti­cal, which pro­vi­des ba­lan­ce, warmth and groun­ding. In the bran­ching un­der­ground cor­ri­dors and cave-like rooms of the for­mer pum­ping sta­ti­on, a spe­cies spreads out that feels at home right here, far from the light. Rolf Hin­te­r­e­cker has pla­ced roots in all their ara­bes­que twists and turns on light-sen­si­ti­ve pho­to­gra­phic paper and ex­po­sed them, so that small black and white por­traits of the sub­ter­ra­nean di­ver­si­ty of forms ap­pe­ar in a 500-fold va­ria­ti­on. The ‘root­grams’, which are care­ful­ly pro­tec­ted with glass panes, bring to light what lives in the dark and for this very re­a­son is still litt­le re­co­g­ni­sed today. The ama­zing abili­ties of the root tips, which ena­ble them to dis­tin­guish bet­ween nu­tri­ents and to­xins, sense water even from great di­stan­ces and com­mu­ni­ca­te with other plants, are only just be­gin­ning to be re­se­a­r­ched.

The root sys­tem sha­res a si­mi­lar fate – that of being igno­red – with mos­ses. Alt­hough, with fos­sils da­ting back 450 mil­li­on years, they are the ol­dest and the­re­fo­re ex­tre­me­ly ad­ap­ta­ble land plants that can sur­vi­ve in al­most nu­tri­ent-free lo­ca­ti­ons, on dark fo­rest floors, in polar re­gi­ons and in hot de­serts. On the oc­ca­si­on of his 2005 in­stal­la­ti­on ‘Moss Ma­chi­ne’, Hin­te­r­e­cker al­rea­dy had won­der­ful words to say about these ‘low­ly’ plants: “I can­not es­cape the fa­s­ci­na­ti­on of this plant… its de­li­ca­te forms – like mi­nia­ture jungles with palm trees – and the most ma­gi­cal sha­des of green that shine far through the un­der­grow­th (...).” In the pum­ping sta­ti­on, the sur­vi­va­list finds such a na­tu­ral-loo­king lo­ca­ti­on in a drai­na­ge chan­nel that it may be over­loo­ked be­fo­re it is re­co­g­ni­sed as an ar­ti­stic in­ter­ven­ti­on. And it is pro­ba­b­ly only then that we will be­co­me in­te­res­ted in the plant with its soft and lush green tex­ture that has made itself at home here in the damp con­cre­te bed.

Rolf Hin­te­r­e­cke­r’s many over­pain­ted pho­to­graphs of trees and lands­ca­pes as well as cut-outs in ob­ject fra­mes prove that he has al­ways dealt with what is cal­led ‘na­tu­re’. His in­ten­se af­fi­ni­ty be­co­mes par­ti­cu­la­r­ly clear in a do­cu­men­ta­ti­on with text on his 1992 ac­tion ‘Re­le­a­sing Plant­s’. While his aim was ac­tu­al­ly to re­spond to the thought­less plun­de­ring of the fo­rest by ta­king plants from the fo­rest and trans­plan­ting them into the gar­den at home, in re­turn plan­ting cut­tings of na­ti­ve plants in the fo­rest, he seems to have en­te­red into a deep connec­ti­on with the fo­rest, the plants, the soil and all li­ving crea­tu­res du­ring the noc­tur­nal ac­tion. With their awa­ke­ning at the daw­ning of day, he feels his own ener­gy rise in syn­chro­ni­sa­ti­on. He be­co­mes per­me­a­ble to the ener­gy flows around him and feels at one with na­ture. This is cer­tain­ly an ex­hil­a­ra­ting ex­pe­ri­ence that is due to the abili­ty to en­coun­ter peo­ple, ani­mals and plants wi­thout hier­a­r­chy and with the same ap­pre­cia­ti­on.

Video I

2. Etage

Wurzelgramme

3. Etage

Video II